Freitag, 5. März: Ökumenischer Weltgebetstag

Infolge der COVID-Beschränkungen ist heuer alles anders. Auch der Weltgebetstag der Frauen, den die evangelische und die katholischen Pfarren Badens am 5. März gemeinsam in St. Josef feiern wollten, kann nicht in gewohnter Weise stattfinden. Trotzdem wollen wir den Frauen von Vanuatu, die die Liturgie gestaltet haben, verbunden sein. Zumindest virtuell wollen wir ihre Einladung zum Besuch ihrer Heimat annehmen.

Vanuatu (ehemals "Neu-Hebriden") ist ein Inselstaat im Südpazifik. Der Name bedeutet "Land-das-aufsteht". Von den 83 Inseln sind 65 bewohnt. Trotz der geringen Einwohnerzahl von 289.000 weist das Land eine bunte Vielfalt an kultisch-religiösen und sozialen Gemeinschaften und Strukturen auf. Es hat die höchste Sprachenvielfalt der Welt. 110 Idiome werden in diesem Land gesprochen, Umgangssprache ist "Bislama"; Englisch und Französisch - Erbe der Kolonialzeit - gelten weiterhin als Amtssprachen.

Vanuatu ist ein junger Staat, der erst 1980 unabhängig wurde.

Im 19. und 20. Jahrhundert verbreiteten christliche MissionarInnen das Evangelium auf den Inseln. Heute ist die Presbyterianische Kirche, zu der etwa 32 Prozent der Bevölkerung gehören, die größte christliche Gemeinschaft - gefolgt von der katholischen und anglikanischen Kirche mit jeweils 13 Prozent, auch diverse Pfingstkirchen sind aktiv.

Neben der Kirche ist „Kastom“ die 2. tragende Säule der Gesellschaft. Mit „Kastom“ wird das tradierte Wertesystem bezeichnet, das alle Lebensbereiche durchzieht.

Die Ni-Vanuatu (wie sich die StaatsbürgerInnen selbst bezeichnen) leben in einer paradiesischen Umwelt mit Sandstränden, Korallenriffen, tropischen Regenwäldern und einer bunten Artenvielfalt an Fischen und Seevögeln.

Wirtschaftlich ist das Land zu 80 % von Subsistenzlandwirtschaft geprägt, weitere Bestandteile sind Tourismus und Fischerei. Junge Menschen, besonders junge Frauen suchen nach besseren Erwerbs- und Lebensmöglichkeiten und wandern in die Städte ab. Minimale Schulbildung und mangelnde berufliche Fertigkeiten stellen eine große Herausforderung für das Land dar.

Zudem ist der Inselstaat aufgrund von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Wirbelstürmen weltweit dem größten Katastrophenrisiko ausgesetzt. Der infolge des Klimawandels steigende Meeresspiegel wird in den nächsten Jahrzehnten zur Überflutung etlicher Dörfer und zur Umsiedlung der Bewohner führen. Vieles an kulturellem Reichtum wird wohl für immer verschwinden. Vanuatu arbeitet intensiv an der lokalen Anpassung an die klimatischen Veränderungen. Kreative Lösungen werden gesucht und Zusammenarbeit verstärkt.

Das Motto und die damit verbundene Bibelstelle, die die Frauen von Vanuatu für den diesjährigen Weltgebetstag ausgewählt haben, gewinnt vor diesem Hintergrund eine dramatische Bedeutung:

"Worauf bauen wir"?

"Alle, die nun meine Worte hören und entsprechend handeln, werden einer klugen Frau, einem vernünftigen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Felsen bauten."

Der Bibeltext Mt 7, 24-27 schließt die Bergpredigt ab, die ja die Orientierung für christliches Handeln gibt: Empathie, Gewaltfreiheit, Solidarität, Miteinander...

Worauf bauen wir? Auch wir stellen uns diese Frage angesichts der Herausforderungen von COVID-19, Arbeitslosigkeit, Schulschließungen, Armutsgefährdung, Wirtschafts- und Klimakrise.

Auch wenn wir heuer nicht gemeinsam den Weltgebetstag der Frauen feiern, können wir uns im Nachspüren dieses Bibeltextes miteinander verbinden: hier in Baden und weltweit mit allen Menschen. Gerade weil wir durch die Pandemie so stark auf uns selber konzentriert waren, tut es gut, über unsere eigenen Probleme hinaus wahrzunehmen, wie die Lebensbedingungen anderer Kulturen und ihre Bedrohungen aussehen.

Die Frage "Worauf bauen wir?“ ist auch von uns hier zu beantworten - gerade angesichts von COVID-19. Bauen wir auf Wirtschaftswachstum, verbunden mit Umweltzerstörung, auf wieder geöffnete Geschäfte und Tourismusregionen, bauen wir darauf, dass alles so weiter gehen wird wie bisher?

Oder lernen wir von den Frauen aus dem "Land-das-aufsteht" und vom Evangelium, dass es gilt, ein neues Fundament für unser Lebenshaus zu finden, das uns Widerstandskraft gibt gegen Stürme und Flut, aber auch gegen Resignation und Verzweiflung. Lassen wir uns ermutigen vom Wort einer Frau aus Vanuatu (Liturgieheft):

"Stehen wir auf und bauen wir unser Zuhause und die Welt auf den Worten Jesu. Das ist unser Fundament und sicherer Grund."

Der Weltgebetstag der Frauen unterstützt auch heuer eine Vielzahl von Projekten weltweit. Ziele sind die Stärkung von Frauen und Frauenrechten, die Verbesserung ihrer Einkommenssituation, Schutz vor Gewalt, Bildungsarbeit und Medienkompetenz und politische Teilhabe. Schwerpunktländer sind u.a. Indonesien, Philippinen, Vanuatu, Fidschi, Salomonen und Tonga.

Wollen Sie noch mehr erfahren über Vanuatu, seine Menschen und seine Kultur oder über die Projektarbeit des Weltgebetstags?

Dann besuchen Sie die Homepage der Pfarre St. Josef: https://www.baden-st-josef.at/
oder die Homepage des Weltgebetstags der Frauen:
http://weltgebetstag.at/wgt-2021-vanuatu/

Evelyn Hödl (Pfarre St. Josef / Leesdorf)

 

Illustration: weltgebetstag.at

Weltgebetstags-Gottesdienst im Fernsehen am 7. März

ORF III überträgt am Sonntag nach dem Weltgebetstag um 10 Uhr einen Weltgebetstags-Gottesdienst, der von Frauen aus Liesing vorbereitet und in der evang. Johanneskirche Liesing gefeiert wird.

Wir bitten um Ihre Spende für die Projekte des Weltgebetstags auf das Konto

Weltgebetstag der Frauen in Österreich - Ökumenisches Nationalkomitee
AT73 2011 1822 5964 1200

05/03/2021

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